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Lob der Mittelmäßigkeit

Wie geht es Ihnen, wenn Sie das Wort „mittelmäßig“ lesen? Für viele ist es eher negativ konnotiert. Mittelmäßig, das ist eben doch letztendlich zu wenig. Da geht mehr, das geht besser! In Zeiten der Selbstoptimierung ist mittelmäßig eben nicht genug.

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Wie geht es Ihnen, wenn Sie das Wort „mittelmäßig“ lesen? Für viele ist es eher negativ konnotiert. Mittelmäßig, das ist eben doch letztendlich zu wenig. Da geht mehr, das geht besser! In Zeiten der Selbstoptimierung ist mittelmäßig eben nicht genug.

Für Schülerinnen und Schüler gibt es wohl kaum einen wichtigeren Tag im Schuljahr: der Zeugnistag zu Beginn des Sommers! Für die einen ein Tag zum Feiern. Einerseits, weil er den Beginn der Sommerferien einläutet. Zum anderen, weil er mit Geschenken, Prater-Besuch oder Eis essen zusammenfällt. Für andere wiederum entwickelt sich der Tag zum Schlimmsten des ganzen Jahres: wenn in den Zeugnissen Fünfer zu finden sind. Und dazwischen die vielen mittelmäßigen Zeugnisse.
Wie geht es Ihnen, wenn Sie das Wort „mittelmäßig“ lesen? Für viele ist es eher negativ konnotiert. Mittelmäßig, das ist eben doch letztendlich zu wenig. Da geht mehr, das geht besser! In Zeiten der Selbstoptimierung ist mittelmäßig eben nicht genug. Und das ist auch nachvollziehbar: wer möchte sich gerne von der mittelmäßigen Ärztin behandeln lassen?
Doch gerade rund um die Urlaubszeit merken wir, dass es durchaus auch Situationen gibt, in denen das Mittelmaß unverzichtbar ist, und zwar gerade dann, wenn ein Höchstmaß unverhältnismäßig viel an Kraft, Energie, Zeit oder Geld kosten würde. Wer es nur mit letzter Kraft in die Ferien oder in den Urlaub geschafft hat und erst einmal eine Woche braucht, um überhaupt irgendwie ansatzweise in die Erholung zu kommen, sollte vielleicht die eigenen Ansprüche an Leistung und Erfolg überdenken. Gerade im „Dauerlauf Alltag“ ist eine gesunde Mittelmäßigkeit wichtig.
In der Bibel lesen wir von ganz vielen mittelmäßigen Menschen: die 600.000 Israeliten, die aus Ägypten befreit wurden und 40 Jahre in der Wüste lebten. Die 5000, die beim Speisewunder dabei waren. Die ersten Christ*innen, die von Paulus einen Brief bekamen.
Wir sind von mittelmäßigen Menschen umgeben. Und das erfüllt mich mit Demut. Dabei lerne ich, dass ich mit meiner Mittelmäßigkeit zu einem guten Miteinander beitragen kann. In der Bibel, im Galaterbrief steht ein Vers, der diesen dynamischen Ausgleich beschreibt: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (Galater 6,2) – Schwäche verbindet oft mehr als Stärke. Deshalb kann die Gemeinschaft der Mittelmäßigen eine starke Schar sein.

Einen schönen Sommer wünscht
Ihr Pfarrer Stefan Fleischner-Janits

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