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Trauer: Kein Problem

„Jetzt trägst du noch immer schwarz?“, wurde eine Bekannte einst bei einer Familienfeier gefragt. Damals lag der Verlust ihres Ehemanns schon mehr als ein halbes Jahr zurück. Seit dem Tod ...
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„Jetzt trägst du noch immer schwarz?“, wurde eine Bekannte einst bei einer Familienfeier gefragt. Damals lag der Verlust ihres Ehemanns schon mehr als ein halbes Jahr zurück. Seit dem Tod ...<br/> <a class="text-muted underline dark:text-slate-400 font-medium" target="_blank" href="https://firebasestorage.googleapis.com/v0/b/evang9-combo-4cb8e.appspot.com/o/zeitung%2FGemeindezeitung202310.pdf?alt=media&token=f6af1772-5d8a-4229-8bea-8453c40eddf3">PDF</a>

„Jetzt trägst du noch immer schwarz?“, wurde eine Bekannte einst bei einer Familienfeier gefragt. Damals lag der Verlust ihres Ehemanns schon mehr als ein halbes Jahr zurück. Seit dem Tod ihres Manns trug sie hauptsächlich dunkle Kleidung, denn der Schmerz und der Verlust waren groß. „Jetzt trägst du noch immer schwarz?“ – Dahinter steckt auch die Frage, wie lange man denn trauern darf und ab welcher Zeitspanne ein Besuch bei der Psychiaterin wohl angebracht wäre. Denn in unserer schnelllebigen Zeit wird Trauer schnell pathologisiert – „Life must go on!“. Als Kirche sind wir Expertin rund um das Thema Trauer. Die Pfarrerinnen und Pfarrer unserer Kirche haben regelmäßig mit Menschen zu tun, die trauern oder einen schweren Verlust hinter sich haben. Sie begleiten Menschen bei Beerdigungen am Friedhof oder bieten in Seelsorgegesprächen individuelle Unterstützung an. Ich habe in den vergangenen Jahren gelernt: Trauer ist ein Weg, der beschritten werden mag. Der Trauer Raum geben ist wichtig und heilsam. Trauer ist kein Problem, sondern vielmehr Teil der Lösung, um mit einem schweren Verlust umgehen zu lernen. Das ist freilich nicht einfach. Gerade wenn die Trauer groß ist, kann es hilfreich sein, zu klagen. Viele Menschen kommen aus dem Klagen nicht heraus, weil sie sich nie wirklich erlaubt haben zu klagen. Dabei hat selbst Jesus am Kreuz Gott sein Schicksal geklagt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Matthäus 27,44). Der Mensch gewordene Gott, der selbst mit Schmerzen ringt, ist auf unserer Seite – er kann uns verstehen. Der Umgang mit Trauer, Verlust und Schmerz ist herausfordernd. Unterstützung zu suchen, ist ein Zeichen von Stärke. In unserer Kirche gibt es diesbezüglich viele Angebote. Als Pfarrer stehe ich gerne für Seelsorgegespräche zur Verfügung. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr unter der Notrufnummer 142 erreichbar. Mit Trauernden feiern wir regelmäßig Gottesdienste unter dem Motto „Tröstende Rituale“. Informationen unter www.evang-wien.at/trost.

Ihr Pfarrer Stefan Fleischner-Janits

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